Nachdem sich im diesjährigen Sommertörn so viele Probleme mit den unfertigen Refit-Projekten auf der ‘Orion’ ergeben haben wurden die letzten zwei Monate verwendet, um wenigstens einige davon ihrer Fertigstellung näher zu bringen; und so nutzen wir ein Zeitfenster mit günstigen Wettervorhersagen, um nochmal ein paar Tage auf dem Wasser zu verbringen. Zwar können wir tidebedingt erst gegen Mittag aufbrechen, doch da ausnahmsweise mal alles reibungslos mitläuft erreichen wir am Abend ganz entspannt Borkum.
Genauso entspannt beginnt auch der nächste Tag, denn wieder erlaubt uns die Tide auszuschlafen; das Glück findet aber bei einem Blick in den Motorraum ein jähes Ende: da steht doch tatsächlich eine kleine Pfütze Getriebeöl unter der Maschine … und da waren sie wieder, die üblichen Probleme. Die Ursache der Leckage lässt sich nicht erkennen, und natürlich ist kein Ersatz an Bord; so brechen wir bei sehr schönen Wetter, aber doch mit recht gemischten Gefühlen nach Norderney auf, wo wir bei Sonnenuntergang einlaufen. Glücklicherweise ist die Getriebeölquelle trotz einiger Motorstunden offensichtlich versiegt – was sich auch nicht mehr ändern wird, so dass die ursächlichen Umstände für alle Zeit ein Geheimnis des Klabautermanns bleiben werden.
Am nächsten Morgen meint es die Tide nicht mehr so gut mit uns: gegen 6 verlassen wir bei Hochwasser den Hafen von Norderney. Der Lohn ist ein atemberaubend schöner Sonnenaufgang, während wir durchs Dovetief Richtung Helgoland gleiten.
Auch der Rest des Tages bringt beste Bedingungen: genau der richtige Segelwind, um unter Vollzeug durch die Wellen zu pflügen! Nach der durchaus etwas spannenden Querung des Verkehrstrennungsgebietes (wo wollen denn all die dicken Dampfer hin? Ach, nirgends, die liegen auf Reede!) erreichen wir so schon gegen 14 Uhr Helgoland. Obwohl die Saison schon so weit fortgeschritten ist, zeigt sich der Hafen voller als erhofft: wir machen als fünftes Boot im Päckchen fest, und im Laufe der folgenden Stunden kommen noch unzählige Boote herein. Der Abend bringt ein kräftiges Gewitter, doch gut geschützt unter der Kuchenbude stört uns das gar nicht.
Am folgenden Tag brechen die meisten Boote auf, wir dagegen planen einen Hafentag; unser reduziertes Päckchen besteht nur noch aus Feltz-Booten, einem Motorsegler und der ‘Josh’, einer Skorpion I, die gerade von einer fünfzehnmonatigen Atlantikrunde zurückgekehrt ist. Das Wetter zeigt sich halbwegs trocken, so dass wir einen Inselrundgang unternehmen; den Abend verbringen wir mit den Nachbarn beim Klönschnack.
Tags darauf regnet es dafür an einem Stück; nein, das wollen wir uns nicht geben, also bleiben wir noch einen Tag auf Helgoland und backen lieber Kuchen an Bord. Viel besser wird es aber nicht, also brechen wir am kommenden Morgen in aller Frühe um 4 Uhr auf, um pünktlich bei Hochwasser am Dovetief zu sein. Das Wetter bleibt instabil, dauernd drohen dunkle Wolken, und wir beobachten sogar zwei Windhosen! Als wir aber Norderney erreicht haben, reißt der Himmel auf, und wir können sogar noch die Fahrräder auspacken.
Die Freude hält aber nicht an; am nächsten Tag regnet es die meiste Zeit, so dass wir nur einen kleinen Ausflug in den Ort machen, der für unseren Geschmack zu sehr vom Kurbetrieb geprägt ist. Erst am dritten Tag auf der Insel ist es dann trocken genug, um erst mit den Fahrrädern und dann zu Fuß bis zum östlichen Inselende vorzustoßen; den Aufenthalt auf Norderney beenden wir mit einem leckeren Fischessen im ‘Land und Meer’.
Der Rückweg beginnt aufregend: da kaum Wind ist haben wir uns entschieden, mit kräftigem Strom durchs Schluchtertief zu laufen, um nicht wieder mitten in der Nacht aufstehen zu müssen – ein Fehler! Vom windigen Wetter der vergangenen Tage steht noch eine lange Dünung, welche von Nordwest auf die Inseln zurollt; draußen auf See völlig unspektakulär, aber gegen drei Knoten Strom bildet sich auf den Flachs links und rechts eine beeindruckende Brandung! Wir halten auf die Mitte zwischen den weißen Brechern und werden ordentlich durchgeschüttelt, kommen aber ohne vom Fahrwasser abzukommen durch; wiederholen müssen wir diese Erfahrung aber nicht …
Die restliche Fahrt verläuft ruhig und hauptsächlich unter Motor; Wind kommt erst wieder auf, als wir am Tag darauf nach einer Nacht auf Borkum die Ems erreichen – natürlich genau von vorne … so erreichen wir schließlich Papenburg; das angekündigte Spätsommerwetter hat genau drei Tage gedauert, aber wir sind froh wenigstens diese noch genutzt zu haben!