Bis wir endlich loskönnen, vergehen noch einige Tage. Da wir die Limfjordzufahrt vom Hafen aus gut beobachten können, motiviert es uns nicht gerade zu sehen, wie die großen Frachter und Hochseetrawler in den sich seit Tagen auflaufenden Wellen kämpfen und in den Wellentälern verschwinden. Und da sollen wir raus? Aber es hilft ja alles nichts, irgendwann brechen wir auf als da Wetter sich beruhigt. Wir wollen gleich bis Helgoland durch mit einer Nachtfahrt. Unsere Hoffnung ist, dass wir bei Nordwind gut vor dem Wind oder bei raumen Kursen segeln können und so die immer noch beeindruckend hohe Dünung kein Problem ist. Aber der Plan geht nicht auf, und wir rollen elendigst in diesen Wellen. Jeder einzelne Gegenstand an Bord (uns inbegriffen) fliegt von einer Seite zur anderen in einem entnervenden Rhythmus, während der Wind nicht so recht reicht, um uns anzutreiben. Wir sind innerhalb weniger Stunden vollkommen zermürbt und wollen nicht mehr. Für die Nacht holen wir zur Sicherheit das Großsegel ein, doch ohne seine stabilisierende Wirkung wird das Gerolle noch schlimmer, außerdem nimmt der Wind ordentlich zu. So rauschen und rollen wir uns durch die Nacht und wollen nur noch ankommen. Mit Tagesanbruch verlässt uns dann leider auch der Wind, so dass wir zu allem Überfluss den ganzen Rest des Tages motoren dürfen. Unter Motor ist das Boot noch instabiler in den Wellen, der Lärm ist auch nicht gerade erfreulich – tja, das Röhren des Motors übertönt zumindest zum Teil die Geräuschkulisse, wenn alles in den Schränken herumfliegt und man sich die ganze Zeit fragt, was sich gerade wohl alles kaputtschlägt.
Am Abend sind wir endlich in Helgoland, diesmal von der anderen Seite der See kommend. Puh. Wir erholen uns von dieser Nachtfahrt und machen das, was man auf Helgoland halt so macht: bunkern und Lange Anna gucken. Bei der Planung der letzten Etappe sind die Bedingungen mit Tide etc. so ungünstig, dass wir uns entscheiden von Helgoland in einem Stück über Nacht nach Papenburg zu fahren. Emsansteuerung bei Nacht, das wird richtig spannend!
Der Wind dreht auf Ost, wieder Rollkurs vom Feinsten – das hätten wir echt nicht gebraucht. Außerdem wollten wir ja ganz schlau sein und zwischen den beiden VTGs hindurchfahren, um so nicht den Fischern in der Küstenverkehrszone in die Quere zu kommen, doch daraus wird nichts, die Lücke wird nämlich gerade mit Windparks vollkommen zugebaut, die teilweise auch in den neuesten Seekarten noch nicht verzeichnet sind. Wir haben so unserer liebe Not damit, denen allen aus dem Weg zu fahren und gurken ganz schön herum, während die Wächterboote uns ermahnen, dass wir der Baustelle zu nahe kommen. Nicht empfehlenswert!
Im letzten Tageslicht dann queren wir das letzte VTG (mit fantastischem Sonnenuntergang) und dann geht es in die Ems, die bei Nacht vollkommen anders aussieht. Das Lichtermeer ist nicht in Worte zu fassen, überall blinkt und blitzt es an Land und im Wasser und wir sind fragen uns, wie es ohne AIS möglich ist, den Überblick zu wahren. Besonders die Lotsenboote rasen so schnell durch das Wasser, dass man sie kaum kommen sieht. Wagemutig wie wir sind, segeln wir auch noch und müssen daher das Fahrwasser immer wieder kreuzen. Das entgeht auch Emstraffic nicht und uns wird empfohlen, uns auch als auf dem Radar sichtbares Sportboot anzumelden, wenn wir nachts auf der Ems unterwegs sind. Das ist alles ziemlich spannend aber letztlich klappt es doch ganz gut, wir sind immer orientiert und sehr froh um unsere technischen Hilfsmittel. Wiederholen müssen wir das aber trotzdem nicht ohne Not, denn sehr anstrengend ist es schon und wir sind erleichtert, am frühen Nachmittag in unserer Box im Yachtclub Papenburg festzumachen.