Am folgenden Morgen dreht der Wind auf Südost und so wir können uns am 21. August endlich auf den Weg Richtung Schweden machen, das wir über Nacht erreichen. Während wir tagsüber noch wunderbar segeln können, verlässt der Wind uns in der Nacht so gründlich, dass wir dank konstantem Gegenstrom aus dem Skagerak heraus sogar eine Zeitlang rückwärts fahren. So bleibt uns am nächsten Vormittag nichts anderes übrig als den Motor zur Hilfe zu nehmen und Kurs auf die Koster-Inselgruppe zu setzen. In Küstennähe aktualisieren wir nochmal den Wetterbericht und entscheiden uns die Nacht in der Ursholmene-Bucht zu verbringen. Dabei handelt es sich offenbar nicht gerade um einen Geheimtipp, denn als wir eintrudeln sind wir doch beeindruckt von der Menge Boote, die sich hier tummeln. Ist ja auch nicht überraschend, am vermutlich letzten schönen Sommerwochenende wollen viele noch mal ihr Boot nutzen, und die Gegend ist dichter besiedelt als Norwegen. Wir finden aber auch noch ein Plätzchen an der Inre Ursholmen und lassen uns die Sonne auf den Bauch scheinen. Wenn doch nur die mitten in der Bucht ankernden Boote nicht beschlossen hätten, die Umgebung im Umkreis von einer Seemeile mit (schlechter) Musik zu beschallen… naja, wir lassen uns nicht schockieren, nehmen ein Bad und ruhen uns von der Überfahrt aus. Am Abend wird es auch deutlich leerer und wir genießen den Sonnenuntergang.
Und nun heißt es, sich ganz langsam Richtung Deutschland vorarbeiten, erst die schwedische Küste entlang nach Süden und dann bei passender Gelegenheit rüber nach Dänemark. Eigentlich würden wir auch gerne Skagen besuchen, aber müssen natürlich schauen, was der Wind uns so bringt. Zuallererst einmal bringt er uns Flaute … da als nächstes aber der vor einiger Zeit noch sehnlich erhoffte, jetzt aber völlig unpassende Südwest angekündigt wird, sehen wir am folgenden Tag zu, dass wir Strecke Richtung Süden gutmachen, zunächst wieder unter Motor, später kommt aber auch noch Wind auf. Wir legen einen Einkaufsstop in Grebbestad ein, wo wir auch am Sonntag geöffnete Supermärkte vorfinden, und bleiben am Abend in Strömsund, einem sehr, sehr schmalen Sund zwischen drei Inseln (zu schmal, um die ‘Orion’ darin auch nur zu wenden) und genießen den vermutlich letzten Abend in einer Naturbucht mit der liebsten Sommerbeschäftigung der Schweden: wir grillen! Die Felsen auf unserer Insel geben mit ihren gletschergeformten Kuhlen außerdem wunderbare Sessel ab, von denen aus wir den Sonnenuntergang mit Blick auf das Meer genießen – unbeschreiblich schön!
In den nächsten Tagen hoffen wir eigentlich auf eine gute Gelegenheit, nach Dänemark rüberzumachen, aber irgendwie will es einfach nicht mit dem Wind passen und so segeln wir bei sechs bis sieben Beaufort die schwedische Küste nach Süden entlang. Wir machen Station in Klädesholmen, einem unbedingt sehenswerten Ort, der über drei Inseln verteilt ist und dessen Hafen durch die Bucht zwischen diesen Inseln gebildet wird. Früher hat man hier in Hering gemacht (Fang und Verarbeitung), heute haben Künstler ihre Ateliers in den alten Konservenfabriken. Immerhin, eine davon legt immer noch Hering (Sill) ein, und zwar auf die kreative Art, mit ungewöhnlichen Saucen etc. Im Supermarkt gibt es auch einen Werksverkauf und die Preise sind trotz des gourmetmäßigen Auftritts wirklich in Ordnung und noch dazu schmeckt es richtig gut!
Das Wetter zeigt sich am nächsten Tag von seiner schlechtesten Seite, so bleiben wir einen Tag – hauptsächlich unter Deck. Auch der folgende Versuch Kurs Skagen anzulegen, fällt leider buchstäblich ins Wasser. Bei kräftigem Wind gegenan und unschöner Kreuzsee beim Übergang ins flache Wasser bleibt uns nichts anderes, als abzudrehen und uns im Schutz der Schären weiter nach Süden durchzuschlagen. Tja, das war es also leider mit Skagen. Wir landen letztlich in Vrångö, das eigentlich ganz nett ist und viele Wanderwege sowie einen Supermarkt direkt am Hafen bietet; wenn wir uns nur nicht immerzu sorgen würden, wie wir eigentlich nach Dänemark kommen sollen, denn natürlich ist bis auf weiteres Westwind angesagt, also wie immer gegenan …