Es ist wenig Wind vorhergesagt und das ist ja wesentlich besser als Gegenwind, also nutzen wir die Chance, zu den Åland-Inseln zu motoren. Unser erstes Ziel muss natürlich ein Hafen sein, denn wir brauchen ja Landstrom, um die Batterien zu laden: die Spannung reicht schon wieder nicht mehr, um den Kühlschrank zu betreiben. Nach einer gefühlten Ewigkeit unter dröhnendem Motor kommen wir endlich im Osthafen von Mariehamn an, im gleichen Hafen wie auch schon das letzte Mal im Charterurlaub. Und wieder sind wir außerhalb der Saison da und der Hafen ist offiziell eigentlich noch geschlossen, was sich in jeder Hinsicht als vorteilhaft erweist: wir liegen kostenlos, der Hafenmeister schaut nur sehr sporadisch mal rein, gibt uns aber per Handy den Zugangscode zum Sanitärgebäude, so dass wir freien Zugang zu Duschen und Waschmaschinen haben. Was will man mehr?
Am nächsten Tag, einem Sonntag, finden wir zunächst heraus, dass der Supermarkt erst um 11 Uhr öffnet (aber immerhin) und vertreiben die Zeit bis dahin mit Wäschewaschen. Das kommt uns gerade schon sehr gelegen. Später steht eine Runde durch die Stadt auf dem Plan (die ganz charmant ist und eher schwedisch als finnisch) mit den üblichen Besorgungen und auch einem Besuch im anderen Hafen (dem Westhafen), inklusive einer Stippvisite auf der “Pommern”, die dort als Museumsschiff über die P-Liner und ihre Geschichte informiert, und einer leckeren Pizza auf der Hafenpromenade. Viel mehr Zeit wird uns auch nicht bleiben, Mariehamn zu erkunden, denn die Wetteraussichten sind schön und wir ziehen am nächsten Tag weiter.
Der Törn zu unserem nächsten Ziel Degerby, welches wir erstmalig besuchen, ist zur Abwechslung mal wieder sehr schön. Erst achterlicher Wind, dann aufkreuzen bei guten Bedingungen – und all das inmitten einer wunderschönen Insellandschaft, die immer in Sichtweite bleibt und durch ein in der Sonne leuchtendes rötliches Gestein geprägt ist. Degerby dann ist einfach nur kultig finnisch: die beiden anderen Boote im Hafen haben mehr oder minder alkoholisierte Herrencrews an Bord, die dennoch nicht durch übles Benehmen glänzen und der Hafenmeister sieht nicht nur unvergleichlich finnisch aus, sondern hupt uns dann auch noch ganz entspannt zu seinem schwimmenden Büro (einem Boot im Hafen) heran und erkundigt, sich, ob er denn die Damendusche in Betrieb nehmen solle. Es kommen wohl nicht so viele Crews mit weiblichen Mitgliedern hierher so früh in der Saison!? Wir fühlen uns bei so viel finnischem knorrigem Charme jedenfalls pudelwohl!
Am nächsten Tag dann Besorgungen und Inselerkundung. Der Teil mit den Besorgungen gestaltet sich gut: das Insellädchen (wie es heißt, eines der besten in den gesamten Åländer Schären) ist in der Tat ungewöhnlich gut sortiert. Der Teil mit der Erkundung verläuft dann leider eher im Sande, denn Wanderwege scheint man nicht so recht zu kennen und wir finden überhaupt keinen Zugang zur Natur. Schade, denn die Insel ist nicht klein und wäre sicher reizvoll.
Da der Hafen recht teuer ist und die Insel dann doch nicht viel hergibt, brechen wir am nächsten Tag zum anderen unbedingten Wunschziel in diesem Urlaub auf, das wir ebenfalls bei einer früheren Gelegenheit entdeckt hatten: der Gasthafen auf der Insel Bärö. Dort betreibt Herr Henrik Glada Laxen (nein, er heißt nicht wirklich so) in einer aufgegebenen Küstenwachstation einen kleinen Gästehafen mit kleiner Pension und kleinem Restaurant, namens (Überraschung!) “Glada Laxen”. Henrik ist außerordentlich nett und zuvorkommend, hilft uns auch beim Anlegen und ist auch ansonsten in jeder Hinsicht ein sehr sympathischer und zuvorkommender Gastgeber. Die Liegegebühren sind mit 15€ sehr moderat, die Duschen sind ein Traum und funktionierendes WLAN gibt es auch noch! Ach ja, und man mag es kaum glauben, aber wir haben wieder einen ganz wunderbaren Segeltag auf dem Weg dorthin – inklusive Ablegen unter Segeln! Diesen Tag krönen wir mit einem leckeren Abendessen im Restaurant, wo sich heute Abend alle Gäste im Hafen und der Pension einfinden. Fein!
Es ist so nett auf Bärö, dass wir natürlich noch bleiben, denn auch die Insel ist sehr reizvoll. Am nächsten Morgen brechen wir noch vor dem Frühstück auf Erkundungstour auf, denn wir haben gehört, dass auf der Insel 9 Elche leben und man morgens die besten Chancen habe, einen zu Gesicht zu bekommen. Also erkunden wir den südlichen Teil der Insel (teilweise auch mit markiertem Wanderweg) – Elche bekommen wir leider nicht zu sehen, nur ihre Hinterlassenschaften und Spuren, aber das ist auch nicht schlimm, denn die Insel ist auch so wunderschön. Zurück an Bord haben wir uns ein üppiges Pfannkuchenfrühstück aber auch verdient! Auch den Rest des Tages lassen wir es uns gut gehen, erkunden am Nachmittag den Nordteil der Insel (recht unzugänglich) und machen es uns ansonsten an Bord gemütlich. Ein rundum gelungener Tag!
Eigentlich wollen wir gar nicht weg, aber man kann ja nicht ewig bleiben, also geht es am nächsten Tag weiter. Zunächst kurz nach Enklinge, der Insel gegenüber, wo es einen kleinen Supermarkt für die Handvoll Bewohner und Feriengäste gibt. Der Markt wäre eigentlich heute geschlossen, aber da Henrik der beste Kunde ist, ruft er kurzerhand den Besitzer Markku an, der sagt dann zu, für uns aufzumachen. Das ist vielleicht ein Ding! Wir machen also die 1,3 nm nach Enklinge rüber und finden gleich am Hafen einige Fahrräder zur freien Verwendung. Da schwingen wir uns gleich drauf und finden auch bald den Laden – leider noch geschlossen. Macht nichts, wir erkunden einfach weiter die Insel und stoßen auf eine Art Heimatmuseum, wo wir eine sehr nette und interessante persönliche Führung zum Leben der Menschen auf der Insel früher erhalten – es gibt dort einen noch vollständig im Originalzustand befindlichen Bauernhof und man kann sich gut vorstellen, wie karg und entbehrungsreich das Leben einmal war. Im Museum findet Markku uns auch (“Ihr seid doch die aus Papenburg, oder?”) und so verlassen wir Enklinge nach nur kurzer Zeit aber um einige schöne Erinnerungen an echte menschliche Momente reicher. Nun aber weiter nach Jungfruskär, unserem eigentlichen Ziel für heute. Die Insel gehört schon “so richtig” zu Finnland und liegt ganz im Westen eines Naturreservats. Der erste Eindruck ist sehr hübsch, nur die zunehmende Mückenzahl treibt uns unter das Moskitonetz – heute setzen wir keinen Fuß mehr auf die Insel! Aber immerhin, wir haben es hiermit bis nach Finnland geschafft!