Endlich ist es soweit, unser lange geplanter und ersehnter Ostseeurlaub beginnt! Die letzten Wochen waren noch einmal besonders hektisch, denn wir wollen mit einem Boot los, das möglichst wenig Ähnlichkeit mit einer Baustelle haben soll.
Am 1. Mai geht es (tidenbedingt) am frühen Nachmittag los bei nicht allzu frühlingshaften Bedingungen; pünktlich zum Aufbruch wird das Wetter natürlich schlechter nach einigen Wochen bei lauen Temperaturen und schönstem Sonnenschein. Nun aber bibbern wir ganz ordentlich – aber so ist das mit dem Wetter eben, man nimmt was man kriegt.
- Unter bleiernem Himmel öffnet sich die Friesenbrücke in Weener für die passierenden Boote
- Das Emssperrwerk ist die letzte Engstelle auf dem Weg aus der Ems heraus, danach ist man auf dem Dollart

Immerhin haben wir Wind aus NO, so kann man emsabwärts sogar die Segel setzen und nach guten 7 Stunden erreichen wir Borkum und machen im Schutzhafen fest. Da der Wind am folgenden Tag aus der ganz falschen Richtung weht, bleiben wir einen Tag auf Borkum und erkunden die Insel.

Am nächsten Tag aber, ganz früh schon (um halb 7) brechen wir Richtung Helgoland auf, denn sonst ist der lange Schlag kaum zu schaffen. Wind weht ganz ordentlich und auch aus einer brauchbaren Richtung, so dass wir den größten Teil der Strecke unter Segeln am Wind zurücklegen können; bis auf die letzten Stunden, da muss der Motor mitschieben, wenn wir es bis zum Abend noch schaffen wollen. So kommen wir nach 14 Stunden durchgefroren und ziemlich erschlagen an, aber Hauptsache wir sind da! Von Helgoland ist es fast nur noch ein Katzensprung in die Elbe und der Nord-Ostsee-Kanal ruft.
- So früh im Jahr kann man die Vögel sehr gut beim Nisten und Brüten beobachten, es lohnt, ein Fernglas bei sich zu haben
- Die Basstölpel sind aus der Nähe betrachtet ein echter Blickfang und beeindruckend groß
- Und natürlich darf das Wahrzeichen Helgolands, die lange Anna, nicht fehlen
Der nächste Tag ist dann spannend: wir haben vor, heute in den NOK einzuschleusen. Schon die Fahrt über die Elbe bei starkem Strom und ebenso starker Berufsschifffahrt ist nicht ohne, doch immerhin sind wir dank Flutstrom schon vor der geplanten Zeit vor der Schleuse Brunsbüttel.
- Wir passieren unterwegs Cuxhaven mit seinem Radarturm
- Und auch die “Alte Liebe” ist eine echte Cuxhavener Institution

auf dem Weg Elbeinwärts
Da wir das erste Mal hier schleusen wollen, sind wir natürlich ein wenig aufgeregt – wird auch alles ohne Zwischenfälle klappen? Erfreulicherweise haben wir Glück: als wir uns dem Wartebereich nähern wird offensichtlich, dass bereits 3 weitere Boote auf eine Schleusung warten, und wie es scheint machen wir das Maß für die benötigte Menge an Booten voll, denn kaum, dass wir herangefahren sind, signalisiert uns die Lichtanlage auch, dass wir gleich einschleusen können. Wir sind froh, bei dem starken Strom nicht stundenlang Runden auf der Elbe drehen zu müssen und legen den Hebel auf den Tisch.

unkomplizierter, als wir befürchtet haben
Da Berufsschiffe und Sportboote getrennt geschleust werden (in der neuen respektive alten Schleusenanlage), müssen wir uns auch keine Gedanken machen, ob und wie wir mit einem Containerschiff in die Schleuse passen. Und dank Schwimmpontons ist das Schleusen selbst auch ausgesprochen unproblematisch: wir machen einfach an den Pontons fest, die sich mit uns zusammen bewegen. Leinen nachführen nicht notwendig! Hinter der Schleuse können wir in einem kleinen Hafenbecken übernachten; es gibt zwar weder Strom noch Wasser, dafür aber sehr ordentliche sanitäre Anlagen und mit 10€ Liegegebühren können wir ganz gut leben.
Am Tag drauf geht es dann durch den Kanal, selbstredend nur unter Motor. In der Literatur wirken die Erläuterungen zu den diversen Lichtsignalen im Kanal noch reichlich unübersichtlich, doch in der Praxis stellt sich das ganze als letztlich simpel heraus. Wir fahren einfach durch, an Sportboote schien keines der Signale gerichtet zu sein – vielleicht hatten wir da aber auch nur Glück. Jedenfalls verläuft die Fahrt ohne Zwischenfälle und ist in der Hauptsache reichlich langweilig. Wir lösen uns beim Steuern ab und essen Schokolade alle erfolgreich überstandenen 10 Kilometer (die Schilder am Ufer machen es leicht, den Fortschritt im Auge zu behalten).
- Das Passieren der ersten Brücke ist noch spannend, denn es sieht scheinbar knapp aus – nur eine Illusion
- Ja, wir haben tatsächlich die “Borussia Dortmund” gesehen, original in den Vereinsfarben
- Das ausgerechnet die Zahlen auf den Schildern am schwierigsten zu übersetzen sein würden…
- Eine der letzten Hängefähren der Welt ist hier in Betrieb zu sehen

Das Ausschleusen am Abend verläuft wieder ganz ohne Zwischenfälle – dass es beim Durchqueren des NOK so glatt läuft, hätten wir uns ja kaum zu träumen gewagt und so sind wir entsprechend erleichtert, endlich in der Ostsee angekommen zu sein! Wir sind zum ersten Mal in Kiel-Holtenau und machen noch am gleichen Abend eine kleine Erkundungstour: der Frischproviant wird aufgestockt und wir statten dem Tiessenkai einen Besuch ab.