Bevor wir Schweden ganz verlassen, führt unsere Reise uns noch einmal auf das 33 nm entfernte Utklippan. Auch wenn der Wind natürlich genau von vorne (also SW) kommt, können wir zumindest zu Beginn noch segeln, doch es wird zunehmend ungemütlicher, der Himmel droht mit Gewitter und die Windrichtung wird immer ungünstiger, so dass für die letzten 10 Meilen der Motor ran muss. Wir sind froh, noch vor dem Unwetter da zu sein und sind offenbar auch nicht die einzigen. Das winzige Hafenbecken füllt sich schnell. Wir drehen noch eine kleine Runde über diese Felsengruppe, die zugleich einen wichtigen Schutzhafen einschließt und kommen dann auch in den Genuss der Gewitterfront, die uns zum Glück auf dem Wasser erspart geblieben ist. Die Windzunahme und -drehung sind schon sehr beeindruckend, ebenso wie der fantastische Regenbogen, der sich im Anschluss kurz blicken lässt.
Am nächsten Tag aber müssen wir uns endgültig von Schweden verabschieden, es geht nach Svaneke auf Bornholm. Das Wetter ist für die Überfahrt leider eher ungemütlich, ganz ohne Sonne in Sicht und vor allem mit deutlich mehr Wind als vorhergesagt. Immerhin kommt er westlich genug, dass wir nicht aufkreuzen müssen und wir sind außerdem beeindruckt, wie viel Tuch die Orion auch bei 6 Windstärken noch ohne weiteres verträgt und dabei noch stabil segelt. Auch wenn wir gute Fahrt machen sind wir doch froh, am Nachmittag auch anzukommen. Svaneke ist hübsch und gepflegt und lebt ganz offenbar vom Tourismus – da kostet alles vielleicht auch mal etwas mehr. Insgesamt liegen wir hier aber ganz nett im Außenhafen, der allerdings ziemlich klein ist und in der Saison sicher auch schnell vollkommen überfüllt. Außerdem liegt man hier ausgesprochen geschützt – so sehr, dass wir kaum nachvollziehen können, dass es sich draußen auf dem Wasser eben noch ziemlich bedrohlich angefühlt hat.
Am nächsten Tag gibt es herrlichstes Wetter mit Sonnenschein und wenig Wind, also genau richtig für einen Ausflug. Eigentlich sind wir auch ziemlich erledigt, aber die Gelegenheit kommt ja nicht wieder. Wir packen also die Räder aus. Ziel: Paradiesbakkerne (Paradieshügel), eine Waldlandschaft, die mit besonders schönen Wanderwegen wirbt. Und in der Tat ist es sehr schön dort: ein richtiger Zauberwald, wo Hügel von tiefen Rinnen durchzogen werden und alles saftig und grün ist. Und dann steht man wieder urplötzlich in einer Heidelandschaft, die von zwei sehr reizenden lockigen Landschaftspflegern in Schuss gehalten wird und die offenbar großes Interesse an unseren Käsebroten haben.
Außerdem amüsieren wir uns später damit, einen 35 t schweren Stein zum Wackeln zu bringen – es handelt sich um den sog. “Rockestenen”, der zufälligerweise so in der auf dem felsigen Untergrund liegt, dass es selbst ganz normalen Menschen möglich ist, ihn zum Wackeln zu bringen, wenn man den richtigen Rhythmus findet. Wir brauchen ein Weilchen, doch dann spüren wir eindeutig ein Zittern unter den Fingern. Das ist schon ziemlich kultig!
Die weitere Reiseplanung gestaltet sich als nicht ganz einfach, weil die Wetterlage offenbar recht unberechenbar ist, denn die Vorhersagen ändern sich quasi stündlich. Letztlich entschließen wir uns dazu, am nächsten Morgen direkt Richtung Gedser aufzubrechen und damit auch die wohl letzte Nachtfahrt für diesen Urlaub in Angriff zu nehmen. Gesagt – getan: am nächsten Morgen brechen wir auf und sind erst mal positiv überrascht, denn obwohl Flaute angekündigt war haben wir segelbaren Wind! Der bleibt uns auch den ganzen Tag erhalten, doch zum Abend hin ist der Zauber dann vorbei. Wind weg, alte Welle noch da und damit recht heftiges Schaukeln und Rollen, während der Motor so vor sich hin röhrt.
Am Ende muss er 20 Stunden am Stück laufen, denn es bleibt auch am nächsten Morgen bei der Flaute, während zugleich dunkle Wolken sich am Himmel auftürmen und man immer mit einem einsetzenden Gewitter rechnet. So sind wir mehr als froh, anzukommen und die himmlische Stille genießen zu können.
Der Hafen von Gedser ist offenbar fest in deutscher Hand und kurz nach uns läuft eine ganze Flotte deutscher Charterboote ein, die offenbar zusammen gehören und offenbar noch üben. Dumm nur, dass die vor langer Zeit aufgestellten Dalben in diesem Hafen für viele Boxen gesorgt haben, die für moderne Bootsrümpfe viel zu schmal sind. Dumm auch, wenn das Augenmaß einem dieses Detail nicht aufzeigt und man mit viel Schwung in die Box einzulaufen versucht, bis man mit einem Knirschen feststeckt. Da wird der Vercharterer sich aber freuen … Die Chartercrews haben lautstarken Stress, wir haben bestes Hafenkino.
Wir bleiben erst mal in Gedser, bis brauchbarer Wind aufkommt und unternehmen am nächsten Tag eine ganz ausführliche Erkundungstour der Gegend zu Fuß. Der Ort selbst gibt neben dem Fährhafen nicht viel her, dafür ist aber der südlichste Punkt Dänemarks nicht weit, wo man auch einen offenbar von öffentlicher Hand finanzierten, da aufwändig errichteten, Informationsstand zu allerlei Themen vorfindet wie Windparks oder auch den Gesteinsarten und Fossilien der Ostsee. So lernen wir beispielsweise, dass durch Gletscherbewegungen die unterschiedlichsten Gesteinsarten von überall her aus der Ostsee an diese Küste gelangt sind und man also so z.B. Fossilien aus Gotland auch in Gedser finden kann.
Auch am Tag drauf lockt das Wetter nicht zur Weiterfahrt und wir machen uns in der Hauptsache einen faulen Tag, nachdem wir klar Schiff gemacht haben. Ein extrem schnell aufziehendes Gewitter bestätigt uns dann auch, dass zu Bleiben die richtige Entscheidung war; unglaublich, wie buchstäblich innerhalb von Sekunden der Wind auf 8 Bft. zunehmen kann!
Am nächsten Tag aber geht es weiter nach Bagenkop, denn uns wird zumindest zeitweise vorhergesagt, keinen Gegenwind zu haben. Man wird ja so bescheiden. De facto sehen wir an diesem Tag so ziemlich alles an Wind: von NO bis SW, von 14 kn bis absoluter Windstille. So richtig etwas anfangen kann man damit nicht, also läuft wie so oft der Motor und wir sorgen uns, denn unsere Welle ist noch von der ganz traditionellen fettgeschmierten Sorte, das Fett geht uns aus und erste Wassertröpfchen dringen ein. Es geht aber noch alles gut und wir laufen am Nachmittag in Bagenkop ein, das gut gefüllt ist und einen sympathischen Eindruck macht.
Weil es nett ist, bleiben wir zumindest einen Tag, denn das ist unser letzter Stopp in Skandinavien, bevor wir wieder in Deutschland sind. Zum Glück gibt es auch Fischer in Bagenkop, so können wir ohne große Probleme eine neue Fettkartusche erstehen und an den Verkaufsbuden der Fischereigenossenschaft kommt man selbst im teuren Dänemark an frischen Fisch zu sehr fairen Preisen. Da wir unsere letzten Kronen loszuwerden haben, gönnen wir uns da auch etwas und verbringen den Tag ansonsten mit Strandspaziergang und Faulenzen.